Lieme behält bei Daurregen den Durchblick

Spielbericht

(hk). Das Alleinstellungsmerkmal ist diesen beiden Teams schon vor dem Anpfiff hold. Im einzigen reinen C-Liga-Aufeinandertreffen löst der VfL Lieme das Ticket für die zweite Kreis-Pokal-Runde, schlägt die SG Kalldorf in der heimischen Begakampfbahn mit 2:0. Am kommenden Donnerstag wartet kein Geringerer als der amtierende Pokal-Finalist TBV Lemgo auf den Underdog. In einer ersten Reaktion nach dem Spiel befindet der glückliche VfL-Chef-Trainer Sascha Flügge gegenüber Lippe-Kick: „Unter dem Strich ein 2:0-Heimerfolg mit Höhen und Tiefen im Spiel.“ Mit einem Lachen im Gesicht bezieht der Gäste-Coach Sven Finne zunächst Stellung zu den desaströsen Wetterverhältnissen, die zuweilen an Woodstock 1969 erinnern: „90 Minuten Regen, Regen, Regen.“ Fußball gespielt wird trotzdem.

Von Henning Klefisch

Till Marxmeier

Verheißungsvoll beginnt die Begegnung aus Sicht der Liemer, die schnell auf dem Fahrersitz Platz nehmen, mit einem cleveren Spielaufbau Dominanz erzeugen, zudem mit nur wenigen Kontakten die gegnerische Deckung in einigen Szenen in Verlegenheit bringen können. Auf der Hut sein müssen die Hausherren allerdings ob der brandgefährlichen Kalldorfer Umschaltaktionen. Mehrfach verpassen sie dadurch einen Treffer nur denkbar knapp. Besser machen es die Liemer nach 25 Minuten.  Im Anschluss an einen Eckball demonstriert Neuzugang Till Marxmeier Intuition und Reaktionsschnelligkeit und knallt beherzt auf den gegnerischen Kasten. Zunächst hat der bereits verletzt agierende Kalldorf-Keeper Fabio Gold (Bild rechts) diesen Ball sicher, ehe er doch noch durch seinen Körper hindurch flutscht, was in einem Gegentreffer mündet. Flügge spekuliert: „Vielleicht lag es auch an den Platzverhältnissen, denn diese waren nicht gut, wurde der Platz doch am Dienstag gesandet und durch den Regen in der Partie wurde der Ball doch das ein oder andere Mal unberechenbar.“ Somit spielt ebenfalls der Faktor Zufall eine nicht unerhebliche Rolle. Finne spricht hier von einem „blöden Eigentor.“

„Uns fehlte komplett die Spielidee“

Im Verwaltungsmodus gehen es die Männer aus dem Lemgoer Westen bis zum Pausenpfiff an. Die Kalletaler verfügen über spannende Abschlussaktionen, die in letzter Instanz aber von der VfL-Defensive unschädlich gemacht werden, weshalb der knappe 1:0-Vorsprung zum Kabinengang Bestand hat. Ärgerlich für Finne ist die mangelnde Präsenz seiner Jungs, moniert er doch: „Wir waren in den ersten 45 Minuten gar nicht richtig da.“ Anders die Hausherren, die mächtig Druck entfachen, die Schwarz-Gelben primär mit Defensivarbeit beschäftigen. „Uns fehlte komplett die Spielidee in den ersten 45 Minuten“, schimpft Sven Finne bei Lippe-Kick.

Finnes Kabinenpredigt erzielt Wirkung

„Nach der Pause ein anderes Bild, die SG kam gut aus der Pause heraus und stellte unsere Defensive durch gute Offensivaktionen das ein oder andere Mal vor Probleme“, schildert Sascha Flügge die Ereignisse im Anfangsstadium vom zweiten Abschnitt.

Fin Harzmeyer

Die Kalldorfer müssen verletzungsbedingt umstellen. Für den etatmäßigen Keeper Gold rückt der Feldspieler Fin Harzmeyer zwischen die Pfosten. Der spielerische Wandel erweist sich als echter Stimmungsaufheller bei Sven Finne, der offensichtlich seine Stimme im Kabinengang nicht schont, was allerdings prompt honoriert wird: „Nach deutlicher Halbzeitansprache haben die Jungs eine Reaktion gezeigt.“ Mehr Wachsamkeit und Zugriff sind die Folge, weshalb die Kalldorfer zunehmend den Liemern ihr eigenes Spiel aufzwängen.

Liemer Kaltschnäuzigkeit, Kalldorfer Verschwendungssucht

Louis Grinder

Sascha Flügge muss taktisch reagieren, tut es, als er nach einer Stunde Spielzeit eine Systemumstellung vornimmt, was für deutlich mehr Stabilität in der Verteidigung sorgt, aber der Sturmreihe zugleich den Schwung nimmt. Wenn fußballerisch vieles in Stocken gerät, muss eben eine Einzelaktion herhalten. Und die kommt. Louis Grinder fasst sich ein Herz, brilliert mit einem exzellenten Solo-Auftritt und viel Willen, markiert zwölf Minuten vor dem Schlusspfiff den 2:0-Endstand.

Nico Wacker

Kaltschnäuzigkeit ist ein Trumpf der Liemer, die mit ihrer einzigen echten Abschlussaktion im zweiten Abschnitt entscheidend am Ergebnis schrauben. Deutlich mehr Verschwendungssucht demonstrieren da schon die Gäste, die durch Philipp Kreinjobst, Nico Wacker, Marvin Ekene Nwabudike, Lucas Brauner und Fabian Schmidt vielversprechende Chancen auslassen.

„Alle Spieler haben alles in die Waagschale geworfen“

Flügges Erkenntnis hat ergeben: „Unterm Strich war es eine Partie, in der alle Spieler alles in die Waagschale geworfen hatten.“

Sascha Flügge

Um dem unterlegenen Gast dann noch mit auf den Weg zu geben: „Ich wünsche der SG alles Gute für die kommende Saison.“ Sven Finne zeigt sich mit der Performance seiner Männer im ersten Abschnitt „gar nicht zufrieden.“ Dies kommuniziert er seinem Team in der Pause sehr gut wahrnehmbar. Am Ende zeigt er sich allerdings vollauf versöhnt, kann er dies auch begründen: „Aufgrund der zweiten 45 Minuten bin ich wieder etwas beruhigter und fiebere dem Saisonstart entgegen.“ Rund zwei Wochen bleiben den Kalldorfern jetzt Zeit, dann startet die neue C1-Lemgo-Spielzeit mit einem Gastspiel beim FC Donop-Voßheide II. In diesem Zeitraum können die Kalletaler „gewisse Kleinigkeiten justieren.“ Finne (Bild rechts) ist diesbezüglich zuversichtlich, wenn er gegenüber Lippe-Kick verdeutlicht: „Das wird auch klappen, da bin ich mir sicher.“ Final möchte er dem siegreichen VfL Lieme aber seinen „Glückwunsch“ zum Sprung in die nächste Pokalrunde aussprechen.

Fazit: Insbesondere in den ersten 45 Minuten ist die Überlegenheit vom VfL Lieme auffällig. Im zweiten Abschnitt steigern sich die Kalldorfer, doch es fehlt ihnen an der nötigen Durchschlagskraft und dem Abschlussglück. Der Einzug in die nächste Runde ist berechtigt aus VfL-Sicht.

Tore:

1:0 Fabio Gold (per Eigentor; 25. Min.)
2:0 Louis Grinder (78. Min.)